ND-Leserforum zum Thema "Finanzmarktkrise"

Steffen Kachel

In kleiner Runde, doch sehr intensiv diskutierte das ND-Leserforum am 19.04. abendes zum Thema "Finanzmarktkrise". Der Wirtschaftsjournalist Dr. Dieter Janke und der ND-Geschäftsführer Olaf Koppe skizzierten aktuelle Trends und deren Darstellung in den Medien. Beim Thema Schuldenbremse werde z.B. weder die Natur (Hinter jeder Schuld steckt auch immer ein Gläubiger.), noch die Ursache (Wer hat hier eigentlich über seine Verhältnisse gelebt?), noch die einzig mögliche Lösung (Schuldenberge sind nicht über die Zügelung der Ausgaben, sondern nur über Erhöhung der Einnahmen zu beseitigen.) des Verschuldungsproblems diskutiert.
Entgegen aller Jammerei kann und muss in Berlin endlich gehandelt werden: Vermögenssteuer und Finanztransaktionssteuer müssen kommen, auch wenn nicht alle Länder bereit sind mitzuziehen. "Wir hätten heute noch nicht das Rad, wenn wir darauf gewartet hätten, dass jeder mitmacht", war die ins Schwarze treffende Schlussfolgerung aus der Runde.

Wichtig zu wissen, dass kein Rettungsschirm-Euro derzeit bei den Menschen in Griechenland ankommt oder in zukunftsfähige Projekte investiert wird: Das gesamte Geld wird nur für den Schuldendienst an die Banken und zur Entlastung der öffentlichen Haushalte verwandt. Die Arbeitslosenquote liegt bei 23 Prozent. Insofern sind Behauptungen, in fünf Jahren könnte Griechenland ökonomisch wieder auf den Beinen sein, einfach Unfug. Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt ernste Anzeichen, dass Akteure an den Börsen bereits beginnen, gegen die deutsche Wirtschaft und den deutschen Staatshaushalt zu spekulieren, weil sie sich hier eine neue Runde Maximalprofit erwarten.

Abschließend wurde gerade unter diesen Aspekten die Gleichschaltung der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland beklagt. Huffschmied, Hickel und Altvater haben kaum kritische Nachfolger gefunden. Überall wird an den Unis und Forschungsinstituten derselbe ideologische Versatz gelehrt, nach dem es die Finanzkrise gar nicht hätte geben dürfen. Marx und Kenntnisse zur Wirtschaftsgeschichte genießen an den ökonomischen Instituten der Unis nur noch den Rang von Geheimtipps. Um so wichtiger, dass das Neue Deutschland und andere linke Zeitungen der Vertuschung und Schönrednerei auch weiterhin eine realistische und kritische Sicht entgegenstellen.