Die Stadt für alle lässt keinen zurück - Interview mit Matthias Bärwolff

Veröffentlicht in einer Artikelreihe in der Thüringer Allgemeinen.

 

Wie stellen Sie sich Erfurt 2030 am Ende Ihrer Amtszeit vor?

Die Stadt wird sicherlich mitten in einem Modernisierungsjahrzehnt stecken und viele liegengebliebene Hausaufgaben werden nachgeholt. Die Verwaltung wird bürgerfreundlicher sein und ihre Aufgabe als Dienstleister und Garant der öffentlichen Daseinsvorsorge in allen Bereichen wieder wahrnehmen können. Kommunale Dienstleistungen werden sowohl digital, als auch analog verfügbar sein, während die Verwaltung intern endlich straffe Prozesse hat, die schnellere Entscheidungen ermöglichen.  Die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt werden sich keine Gedanken mehr um Schulplätze machen müssen und ein Großteil der Hauptstraßen wird saniert sein oder sich in der Sanierung befinden. Ferienwohnungen werden restriktiv gehandhabt und stattdessen wird eine Wohnungsbauoffensive erste spürbare Entlastungen auf dem Wohnungsmarkt zeigen. Alle Erfurterinnen und Erfurter werden über einen Erfurt-Pass verfügen, der sowohl Leistungen des Familienpasses, als auch des Seniorenpasses beinhaltet. Dies hilft zum einen die Erfurter spürbar finanziell zu entlasten, als auch Bürokratie abzubauen. 2030 werden alle Schülerinnen und Schüler kostenlos den ÖPNV nutzen können, ebenso wie Rentnerinnen und Rentner. Die Stadtbahnlinie 9 wird kurz vor ihrer Eröffnung stehen.

 

Wieviel Theater kann sich Erfurt leisten?

Kultur ist mehr als Theater, aber das Theater Erfurt wird weiter einen festen Platz in der Stadt haben und dort auch mehr Schauspiel und Sprechtheater stattfinden. Auch die verstärkte Kooperation mit anderen Theatern im Freistaat wird in den nächsten Jahren forciert. Stattdessen ist die Museumslandschaft neu zu ordnen, was auch harte Einschnitte bei einigen Museen mit sich bringen wird, etwa beim Volkskundemuseum, das sicher in Hohenfelden gut aufgehoben ist. Das Naturkundemuseum wird mit der Erweiterung einen zentralen Platz in der Museumsland Erfurts erhalten und auch die Dauerausstellungen der Erfurter Museen werden für die Erfurterinnen und Erfurter kostenfrei zu besuchen sein. Insbesondere die Verbindung von Kindergarten/ Schule und Theater, bzw. Museen wird verstärkt und ausgebaut.

 

Wie machen Sie Wohnen in Erfurt bezahlbar?

Das Stadtplanungsamt kommt zum OB, die Verwaltung wird personell verstärkt, Anträge werden daher schneller bearbeitet. Ein Runder Tisch Wohnen u.a. mit den Genossenschaften und der KOWO wird weitere gemeinsame Wege beraten. Baugemeinschaften und langfristige Wohnbauvorhaben erhalten über Konzeptvergaben günstig Land, die KOWO wird zu einer Entwicklungsgesellschaft.  Der soziale Wohnungsbau wird ausgeweitet und vorhandene Sozialwohnungen werden verlängert. Die Mietpreisexplosion wird durch restriktives Vorgehen etwa bei Ferienwohnungen gebremst. Grund und Boden werden der Spekulation entzogen.

 

Wie wird Erfurt sicherer?

Dort wo sich Menschen unsicher fühlen, braucht es Belebung, Licht und Ansprechpartner, insbesondere die Polizei. Besonders gefährdete Personengruppen müssen im Fokus kommunaler Sicherheitspolitik stehen: Kinder auf dem Weg zur Schule und nach Hause, Seniorinnen und Senioren, aber auch Menschen mit dunkler Hautfarbe sind immer wieder Opfer von Gewalt. Auf dem Petersberg haben das Beachvolleyballfeld und der Getränkeverkauf gezeigt: belebte Orte sind weniger anfällig für Vandalismus und Vermüllung. Zivilcourage und Ehrenamt, etwa die freiwilligen Feuerwehren müssen stärker anerkannt werden.

 

Wie machen Sie die Erfurter Ämter bürgerfreundlicher?

Ich will mit den Erfurtern reden, offen für ihre Ideen, Sorgen und Anliegen sein. Deshalb wird es eine regelmäßige Sprechstunde mit dem OB geben. Eine bürgerfreundliche Verwaltung muss erreichbar sein: analog und digital. Dazu müssen aber die zahlreichen offenen Stellen besetzt werden! Wir brauchen eine gelebte Kultur der Ermöglichung in der Verwaltung und nicht den Hinweis: nicht zuständig. Die Verwaltung muss laufen, nicht der Bürger. Daher ist Kommunikation eine wichtige interne Aufgabe. Das meint aber auch die Kommunikation mit den Bürgern, etwa bei der Verteilung vom Amtsblatt.

 

Wie wird Erfurt für alle Menschen lebenswert?

Eine hohe Lebensqualität zeichnet sich durch bezahlbare öffentlicher Dienstleistungen, gute Schulen und ein breites Angebot für Kultur und Freizeit aus. Dazu gehört die Sanierung und Weiterentwicklung des Zoopark, der Museumslandschaft, ebenso wie unserer Grünflächen. Die Stadt für Alle braucht aber auch Wohnraum, den sich die Mehrheit leisten kann; die Stadt für Alle bietet Mobilität für alle zu bezahlbaren Preisen an; die Stadt für alle setzt auf ihre Bürger, nicht nur auf Investoren. Die Stadt für alle lädt ein zu Diskussion und Mitbestimmung. Die Stadt für alle lässt keinen zurück.

 

Wie trägt Erfurt zur Verkehrswende bei?

Der ÖPNV wird konsequent ausgebaut: Stadtbahnlinie 9, Ausbau des Busnetzes, etwa im Borntal und in die Ortsteile. Damit der ÖPNV auch genutzt wird fahren ab 1.1.2025 alle Schülerinnen und Schüler kostenlos mit dem ÖPNV, ab 2028 alle Senioren und wenn die Stadtbahntrasse 9 am Netz ist: kostenloser ÖPNV für alle. Mit der Sanierung des Hauptstraßennetzes geht immer auch der Bau neuer Radwege einher und bestehende Lücken werden geschlossen. Der Fußverkehr wird durch konsequente Barrierefreiheit für alt und jung attraktiver. Die Parkplatznot wird durch flächendeckende Quartiersgaragen behoben.

 

Auf welche App auf Ihrem Handy können Sie nicht verzichten?

DB-Navigator/ VMT-App

Worüber haben Sie zuletzt herzlich gelacht?

Als in der TA stand, Hr. Bausewein sähe seine Schwerpunkte in der Personal- und Asylpolitik

Welcher Filmheld ist Ihnen am nächsten?

Indiana Jones, Nazi-Gegner, Abenteurer und für jeden Spaß zu haben

Womit berauschen Sie sich?

Schwarzer Tee mit Zitrone

Was wissen andere Menschen nicht über Sie?

Das ich mich auch Gärtner versuche.